Mein „Hippie-Hund“ ist im Himmel!

Dies ist ein etwas längerer Blogtext, aber der Inhalt ist mir sehr wichtig.

Jeden Blogbeitrag schreibe ich mit viel Herzblut. Da ich auf mein Buch hinweise, enthält der Text somit Werbung.   

Ich berichte von meinem geliebten „Hippie-Hund“ der 11 Jahre lang ein ganz besonderer Begleiter auf meinem Lebensweg war. Ich schreibe diesen Beitrag in der Ich-Form, weil ich auf meinem Blog von ihm erzählen möchte, aber auch in der Wir-Form, weil mein Mann und ich unermüdlich, gemeinsam um sein Leben gekämpft und auch gemeinsam viele Tränen vergossen haben.

Als mein Podenco Ibicenco im zarten Welpenalter in mein Leben kam, war es getreu dem Motto:

Er kam, sah und siegte.

Seine Blicke aus den hellen Knopfaugen – aus einem Farbmix „Bernstein mit einer Prise Grün“  – haben von Anfang an ganz tief mein Herz und meine Seele berührt.

Ich denke sehr gerne an die  ersten Momente zurück, als „Amigo“ bei uns einzog. Er schaute mich oftmals ganz lange mit seinen Augen an und mir wurde immer warm ums Herz. Es waren besondere, unbeschreibliche Augen-Blicke.

Podenco Ibicencos sind ganz besondere Hunde –

halb Hund, halb Katze, halb Fabelwesen

Podencofreunde wissen es: Ein Podenco ist kein „normaler Hund“. Meinen  Podenco „Amigo“ habe ich immer als eine Mischung aus Hund, Katze und Fabelwesen bezeichnet.

Podencos sind sehr besondere Hunde – vielleicht, weil Sie noch so ursprüngliche Wesenszüge und Ausdrucksweise/ Mimik haben. Und weil sie Charakterhunde mit einem eigenen freien Willen sind und sich nicht einfach so dressieren lassen. Sie tun selten etwas, um zu gefallen, so wie es andere Hunderassen manchmal machen.

Podencos sind so wie sie eben sind und sie wollen um ihrer Selbst und ihrem Sein geliebt werden und nicht für ihre „Unterordnung“.  Das kann für Menschen mit wenig Erfahrung und Kenntnis der rassespezifischen Besonderheit nicht immer einfach sein, denn Podencos werden oftmals in ihren Potentialen unterschätzt.

Herausforderung Podenco

Mein Amigo und ich, wir haben viele wundervolle Momente erlebt. Und auch, wenn ich mich fast 2 Jahrzehnte mit dieser Rasse und deren Besonderheit auseinandergesetzt habe, habe ich immer wieder Momente erlebt, die auch mich an meine Geduldsgrenzen gebracht haben. Besonders in solchen Momenten, in denen seine überschießende Energie mit ihm durchgegangen ist und er jeglichen Grundgehorsam scheinbar  vergessen hat! Mit seinem Hundekumpel „Benji“ ist er beispielsweise beim Spaziergang an der Elbe auf den Elbwiesen einfach durchgestartet und die Zwei haben mich  im wahrsten Sinne des Wortes  im Regen stehen lassen.  Auch wenn es meistens nur maximal 5 Minuten waren. Aber in den 5 Minuten war Amigo, der wie ein Felltorpedo über die Wiesen und Felder geflogen ist, am Horizont schon kaum noch sichtbar.

 Das waren Momente, in denen ich mich in Geduld üben musste.

Aber dennoch haben wir die Herausforderung „Podenco“ gut gemeistert, denn Amigo hat sogar als „Klassenbester“ vor 10 Jahren die Prüfung des sog. VDH-Hundeführerscheins bestanden. Zu Beginn haben wir viele abschätzende Blicke bekommen und am Ende wurden wir ignoriert, weil Amigo mit seinen Leistungen und vorbildlichem Gehorsam die anderen Hunde, unterschiedlicher Rassen – souverän abgehängt hat.

Sensible Seelen

– PDF Tier des Monats –

Amigo war schon von klein auf an ein sehr sensibler, aber auch fröhlicher und extrovertierter Hund.

Seine Fröhlichkeit, seine Offenheit und Begeisterung für alle Menschen, insbesondere für Kinder und andere Hunde, war einzigartig. Er war oftmals wie ein Clown, ein Spaßmacher auf vier Pfoten unterwegs.  Amigo war ein sehr sehr besonderer Hund:

Sein Freiheitsdrang war unbeschreiblich, obwohl er nie wirklich weggelaufen ist. Er war immer superglücklich, wenn er frei laufen durfte oder wir zusammen Fahrrad gefahren sind. Dann strahlten seine Augen und  Herz & Seele tanzten vor Freude!

Er hatte Verhaltensweisen, die manchmal nicht erklärbar waren. Diese konnten auch nicht desensibilisiert oder umerzogen werden, weil ein Training nicht fruchtete.

Das Thema Hochsensibilität lag mir schon immer sehr am Herzen und aus diesem Grund hat Amigo die Erzählrolle in dem Kinderbuch „Ich bin wie ich bin – genial und total normal“ übernommen. Er berichtet aus seinem Leben als hochsensibler Hund – über all seine Sorgen, Nöte, Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber auch über seine  Stärken und Begabungen. Er möchte kleinen und großen Menschen Mut machen, sich eben „total normal“ zu fühlen – so wie man eben ist.

Buch Ich bin wie ich bin

Ich bin wie ich bin

 

Der Tag X

Es war ein wunderschöner Sonntag Mitte Juli. Amigo und Benji haben den Spaziergang am Deich sehr genossen. Nach langer Zeit haben die beiden mal wieder richtig getobt und wilde, Rennspiele gemacht. Natürlich hat Amigo seine lange Nase auch überall in die Mäuselöcher gesteckt, so wie er es schon immer gemacht hat. Doch diesmal war es wohl ein großer Fehler!

Wieder Zuhause haben sich die Hunde in ihre Körbchen verzogen. War für mich logisch, so wie sie getobt haben. Am Abend hatte Amigo keinen Hunger, es war aber nichts Ungewöhnliches. Am nächsten Tag, es war ein extrem heißer und schwül warmer Sommertag, wirkte er noch immer etwas schlapp und hatte keinen Hunger.  Da er ansonsten keine auffälligen Symptome zeigte, wartete ich noch einen Tag mit dem Tierarztbesuch.  Wenn er mal viel Gras gefressen hatte, legte er einen Tag „Futterpause“, aber er trank immer viel Wasser. Wir hatten keinen Grund zu großer Sorge.

Worst Case

Am darauffolgenden Tag hatte ich frühmorgens eine kleine ambulante Operation am Fuß. Ich war nach 2 Stunden aber schon wieder Zuhause. An diesem Tag schlief Amigo sehr viel in seinem Körbchen. Ich dachte mir, kein Wunder bei diesen heißen Temperaturen. Am späten Nachmittag, ich lag auf der Terrasse, wurde Amigo unruhig und fing an im Garten auf und ab zu laufen. Er fraß auffällig viel Gras und erbrach es gleich wieder aus.

Dann beobachtete ich ihn und sah, wie sich sein Rücken zusammen zog und er hin und her lief. So, als sollte es genau so sein, stoppte er dann irgendwann direkt vor meinem Blickfeld und pinkelte an einer unüblichen Stelle los: Es war dunkelrotes Blut!

Ich sprang vom Liegestuhl, vergaß meinen frisch operierten Fuß und rannte zum Telefon, um die Tierärztin zu informieren,  dass mein Mann sofort mit Amigo kommen würde.

Mein Mann fuhr sofort los, kam aber ziemlich schnell zurück, da man unsicher war, was zu tun sei, um noch ein paar Decken abzuholen, da Amigo auf direktem Weg in die Tierklinik gebracht werden sollte.

In der Tierklinik wurden umgehend diverse Untersuchungen und bildgebende Verfahren eingeleitet  und er wurde als Patient aufgenommen und bekam Infusionen.

Sein CRP Wert war über 665 – utopisch hoch (Die Tierärztin erklärte uns später, dass ein CRP-Wert um 100 bei einem Hund schon extrem hoch wäre!) und die Leberwerte waren ebenfalls katastrophal schlecht.

Zurück Zuhause

Zum Wochenende durften wir Amigo aus der Klinik abholen, da er mit dem eingesperrt sein in einer kleinen Box nicht zurechtkam.

Zurück kam ein Häufchen Elend!

Und was er genau hatte, konnte uns zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. Den Medikamentenmix vertrug er sehr schlecht – er reagierte schon immer auf einige Mittel sehr empfindlich – und nach einigen Tagen begannen wir mit  dem Ausschleichen einiger Medikamente  und Umstellung auf Homöopatische Mittel, die wir von der Tierärztin und einem Heilpraktiker bekamen. Die Leber sollte  gestärkt werden.  Unsere Küche glich mittlerweile einer Apotheke, mit all den Mitteln, Spritzen und Spezialfutter.

Da Amigo schon immer ein sehr schlanker Hund war, sah er jetzt erst recht wirklich schlimm aus. Und das Allerschlimmste war, das er sehr schlecht gefressen hat. All seine Lieblingsleckerlies verschmähte er. Da er aber dringend Nahrung zugeführt haben musste, habe ich ihm „Powernahrung“ in Breiform zubereitet, die er dann mit Spritzen „serviert“ bekam. Zusätzlich bekam er noch Aufbaumittel. Zum Glück nahm er den Brei gut auf und weigerte sich nicht.

 

Er  baute trotz der gehaltvollen Nahrung, die auf seine Leberdiät abgestimmt war, nicht auf. Im Gegenteil, er baute immer mehr ab.

Runde 1

Amigo war inzwischen zu einem Pflegefall geworden, der eine Rund-um-die Uhr-Betreuung benötigte. Seine Muskulatur hatte in so kurzer Zeit abgebaut, dass er kaum noch aufstehen und laufen konnte. Er brauchte unsere Hilfe und zum Glück hatten meine Kurse Sommerpause und aufgrund meiner OP war ich sowieso Zuhause.

Ein heißer Tag Ende Juli machte Amigo sehr zu schaffen. Er lag in seinem Körbchen und hechelte heftig und ich konnte spüren, wie er sich quälte.

Die Option mit ihm in die Tierklink zu fahren, bestand nicht, weil man außer weiteren  Ultraschalluntersuchungen, nichts machen konnte.  Wir hatten bisher keine Kosten und Mühen gescheut, um unseren geliebten Vierbeiner wieder in die Genesungsphase zu bringen. Seine Blutwerte ließen wir regelmäßig bei der Tierärztin kontrollieren, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand, ebenso ein Heilpraktiker, eine Tierheilpraktikerin, eine Tierkommunikatorin etc. – es begleiteten uns sehr mitfühlend viele Menschen.

Viel konnten wir also nicht tun, also saßen wir bei ihm am Körbchen und schenkten ihm all unsere Liebe und Zuwendung.

Der Schock und der Schmerz waren so groß, dass auch viele Tränen flossen…

Ich sprach mit Amigo und sagte ihm alles, was ich zu sagen hatte, auch, dass wenn er „gehen“ möchte, es total ok sei. Dann spürte ich, wie es sich im Raum verfinsterte.

Er legte sich hin, das Hecheln verwandelte sich in einen schweren Atem… und dann folgte ein langer, schwerer Atemzug… wir dachten, es wäre sein letzter Atemzug.

Doch stand sprang er auf, schüttelte sich, setzte sich und schaute uns mit leuchtenden Augen an.

Mir wurde ganz komisch, denn Amigo war  dem Tod von der Schippe gesprungen.  

Am nächsten Tag fuhren wir zu unserer Tierärztin, um über weitere Maßnahmen und eine Infusion zu sprechen. Aufgrund der extrem schlechten Blutwerte, insbesondere alle Leberwerte, ging es darum, ihn aufzubauen und die Leber zu stärken. Da wir im Gespräch erfuhren, dass er in der Tierklink hochdosiert Vitamin K bekam, wurde das erste Mal unsere Vermutung bestärkt, dass er wohl ein Gift inhaliert oder aufgenommen hatte (Wir sehen einen Zusammenhang mit dem Spaziergang am Deich, Nase ins Mauseloch stecken und mögliche Vergiftung!).

Noch immer waren wir voller Hoffnung, den Kampf gegen die Vergiftung zu gewinnen und verbrachten 2 Tage in der Tierarztpraxis, weil Amigo Infusionen bekam und er dort  nicht alleine bleiben sollte.

So haben mein Mann und ich uns immer als „Wachdienst“ abgewechselt, oder wir saßen beide mit Amigo im Wartezimmer.

 

Runde 2

Die Tage vergingen irgendwie und es war ein Zustand zwischen „Schock, Trauer und Hoffnung“, denn es gab immer wieder Momente, an denen Amigo seinen starken Lebenswillen gezeigt hat und er auch Hunger hatte. Unser Kühlschrank war inzwischen vollgestopft mit Futtervorräten für Amigo. Denn er hatte täglich Hunger auf etwas anderes. Liebte er an einem Tag beispielsweise gekochtes Hühnchenfleisch, verabscheute er es am nächsten Tag. Wir hatten alles Mögliche auf Vorrat und zwischendurch gab es immer wieder  den Spezialbrei, obwohl er eigentlich nur Fleisch fressen wollte. Die Nahrung per Spritze einzuflößen ließ er gut zu – zum Glück. Zur Rekonvaleszenz bekam er Spezialpräparate, die von der Tiermedizinerin ausgewählt wurden. Die Fütterung und Fürsorge war fast ein Fulltime-Job geworden. Inzwischen machten wir im Garten und vor unserem Haus kleine Spaziergänge, damit die Muskulatur nicht noch mehr abbaute und er auch in Bewegung bleiben sollte.

Die Tage vergingen, die Tränen flossen und wir haben die Momente mit Amigo genossen und sehr viel an seinem Körbchen gesessen. Aber wir haben die Hoffnung niemals aufgegeben.

An einem Sonntag, es war ein schwül warmer Tag Anfang August verweigerte Amigo schon am Morgen seine Futterspritze und er verweigerte auch das Wasser, welches wir ihm einflössen wollten.  Da er die Tage zuvor immer alles bereitwillig aufgenommen hatte, respektierten wir seine Ablehnung und hofften darauf, dass er am Mittag trinken und fressen würde.

Er tat es aber nicht und es lag eine komische Stimmung des Abschieds in der Luft. Amigo hechelte, wirkte müde und schlapp.

Am frühen Abend, als die Temperaturen schon etwas erträglicher waren, sagte ich zu meinem Mann: „Ein Podenco ist ein Hund der Freiheit. Er soll noch einmal die Natur genießen, falls es unser letzter gemeinsamer Tag gewesen sein sollte…  Wir fahren jetzt mit ihm alleine zu einem Abschiedsspaziergang“.  Wir trugen Amigo ins Auto und fuhren ein paar Meter in die Natur. Wir gingen mit ihm ein paar Meter, obwohl es mehr ein schleichen war, so schlapp war Amigo. Dann streckte er seine Nase in den Winn und nahm Witterung auf – so, als wolle er andeuten „Das Leben ist doch schön“ und er zog an der Leine und wollte voranschreiten…

Wieder Zuhause hatte er sogar Hunger und er fraß einen großen Napf. Unsere Hoffnung wuchs erneut.

Wir ließen immer wieder seine Blutwerte kontrollieren. Seine Leberwerte zeigten nur marginale Veränderungen – sie waren immer noch sehr sehr schlecht.  An manchen Tagen war sein Bauch mit dem sog. „Bauchwasser“ gefüllt.  Wir wollten gemeinsam mit unserem geliebten Hund gegen den Feind – die Vergiftung  –  kämpfen.   Es gab immer wieder sehr hoffnungsvolle Momente und ganz langsam wurde Amigo wieder stabiler.

Sein Gang wurde sicherer und war nicht mehr so wackelig und er fraß – wenn auch sehr wählerisch – immer mehr von sich aus, und wir legten die Spritzen für den Brei beiseite.

Er bekam alles zu Fressen, worauf er Hunger hatte und das war inzwischen nicht wenig. Auch wenn wir das Gefühl hatten, dass er „gefühlt“ ein Kilo zugenommen hat, hat er im Kopfbereich ziemlich abgebaut – so schlimm eingefallen sah er aus.

 Sein Aussehen glich einem ausgemergelten Straßenhund.

 

Die Tierärztin sagte, da Amigo keine Fettreserven hat, geht der Körper an die Substanz. Und das sah ehrlich gesagt sehr schlimm aus!

Inzwischen waren sogar kleine Spaziergänge wieder möglich und wir schöpften immer mehr Hoffnung auf Genesung, auch wenn er vielleicht nie mehr so sein würde, wie zuvor.

Wir taten alles, wirklich alles, was in unserer Macht stand.

Und dann kam der Tag, an dem wir dachten, wir hätten gewonnen.  Bei einem Abendgassigang  Mitte September zeigte Amigo erstmalig wieder Interesse an seinem Umfeld: Er trabte, schnupperte und setzte sogar zu einem Mäuseprung an.

 Wir erlebten eine richtige Hochphase und waren voller Zuversicht. Unser freiheitsliebender Hund zeigte wieder aktive Lebensfreude, Lebensenergie und er hatte großen Hunger.

Runde 3 – Amigo gibt auf

Die Hochphase ging von Montag bis Donnerstag. Ich war kurz einkaufen in der Stadt und als ich zurück kam, hatte Amigo Durchfall und hat erstmalig ins Haus gemacht. Der Durchfall war sehr dunkel, aber ich habe mir zuerst gar keine Gedanken gemacht und es in Zusammenhang mit dem morgendlichen Futter gesehen. Am Nachmittag nahm er ein paar Leckerlies auf, hatte aber keinen großen Hunger.

Am Freitag ging ich frühmorgens zu seinem Körbchen und Amigo sah irgendwie anders aus. Ich konnte es nicht beschreiben, hatte aber ein ganz komisches Gefühl im Bauch.

Er hatte keine trockene Nase, hechelte nicht wie sonst in seinen Schmerzphasen und er wirkte ruhig und irgendwie entspannt.

Ab Nachmittag hatten wir den Eindruck, dass  Amigo an Energie verliert und spät abends sah es so aus, als würde er einfach in sich zusammenfallen. Die Tiermedizin konnte ihm scheinbar nicht mehr helfen und wir konnten ihm nur noch unsere Liebe und Zuwendung schenken.

 

 

Wir  verbrachten den Abend in seiner Nähe  und er nahm noch ein paar Leckerlies auf. Es wirkte aber eher mechanisch und da er nur noch Haut und Knochen war, fielen seine Augen beim Kauen nach innen, weil er kaum noch Kaumuskulatur hatte.

Es tat so weh, zu sehen, wie ein so agiler Powerhund nun nur noch einfach so da lag.

Es war so schlimm! Wir dachten, er würde die Nacht nicht überleben und mit einem Ohr war ich immer bei meinem Hund. Die ganze Nacht.

Am Morgen sah ich in Amigos Augen und ich wusste, dass seine Seele schon nicht mehr da war – das Feuer in seinen Augen war verloschen. Er konnte bzw. wollte nicht mehr leben! Amigo hatet den Überlebenskampf aufgegeben.

Das Gift hatte nicht nur seinen Körper, sondern auch inzwischen seinen Lebenswillen zerstört.

Und dennoch war da ein Gefühl bzw. ein Gedanke in mir, dass  vorschlug, evtl. doch noch eine Infusion durchlaufen zu lassen, wenngleich das andere Gefühl wusste, es wird unser letzter gemeinsamer Tag sein. Benji bestätigte mein Gefühl, lag er zuvor immer an Amigos Körbchen und beobachtete uns, so mied er plötzlich die Nähe von seinem Hundekumpel.

Bevor wir zum Tierarzt fuhren, machten wir noch einen Spaziergang in Amigos Lieblingswald. Dort hat er immer wie ein verrückter in Kaninchenlöcher gebuddelt und immer viel Spaß gehabt. An seinem Buddelplatz zeigte er keinerlei Interesse, so abwesend war er schon. Wir gingen mit einer physischen Hundehülle spazieren.

Amigo war schon irgendwo anders… 

 

Als die Tierärztin ihn sah, sagte sie sofort, dass es keine Zukunft für ihn geben würde.

Ich hatte mich schon vorab über den Sterbeprozess von Hunden bei Bekannten informiert, die Gnadenhunde bis an ihr Lebensende betreuen.

Trotz der großen Liebe zu unserem Amigo und das Gefühl, ihn nicht verlieren zu wollen, war es uns wichtig, dass er niemals leidvoll sterben sollte.

Er hatte noch eine Lebenschance von 2-3 Tagen, bis er dann an  totalem Organversagen gestorben wäre. Das wollten wir auf keinen Fall. Und wir trafen die Entscheidung, ihn gehen zu lassen.

Als die Tierärztin dann zum Medikamentenschrank griff, stoppte ich und sagte, dass  Amigo niemals in einer Tierarztpraxis sterben sollte, sondern in Freiheit und in der Natur – in unserem Garten.

Für sie war es etwas Selbstverständliches und sie bot uns an, nach ihrer Praxis zu uns nach Hause zu kommen.

Wir haben  die letzten Stunden mit unserem Amigo noch einmal intensiv genießen können. Ich sprach mit Amigo, und dankte ihm für die schönen Momente und sagte ihm, welch toller und wundervoller Seelenhund er für mich war.

Er zwinkerte mir noch einmal schelmisch zu

Ich dankte ihm auch für das allergrößte Geschenk, was er mir gemacht hat: Die Geschichte für mein Kinderbuch „Ich bin wie ich bin –genial und total normal“ – und ich erzählte ihm, wie wundervoll das Buch sei und wie viele Kinderherzen dieses Buch berühren und noch berühren wird. Obwohl sein Köpfchen auf seinem geliebten Kuschelkissen lag, schaute er hoch – er schaute mich mit seinem schelmischen Blick an, und für eine Sekunde war da wieder das Leuchten in seinen Augen und dann zwinkerte er mir zu.

Er hat mir oft zugezwinkert, wenn ich ihm etwas gesagt habe.

Diesmal interpretiere ich seine wohlwollende Zustimmung und es fühlte sich so an, als wäre er stolz und glücklich und als würde er mir sagen wollen „wird schon!“… und dann legte er seinen Kopf wieder ab.

So traurig es auch war, so richtig fühlte sich alles an.

Unser geliebter Clown, Seelentröster, Fröhlichkeitstherapeut, freiheitsliebender und grenzenloser Podenco ist dann sanft bei Sonnenschein – er liebte das Sonnenbaden – in unserem Armen am 23. September von der Erde gegangen.

Mit ihm ist das große Leid, welches er all die 11 Wochen im Überlebenskampf getragen hat, gegangen – und am Himmel flogen über uns die Kraniche. Vielleicht haben sie seine Seele davon getragen.

 

                     Ich zeige hier kein Foto von meinem toten Hund und auch

                     unsere Abschiedszeremonie ist Privatsache.

Amigos Licht scheint nicht mehr auf der Erde.  Dieser brutale Schmerz hat in diesem Moment die Dankbarkeit für die wundervollen 11 Jahre überdeckt.

Und wenn die Sonne wieder aufgeht, werde ich eine tiefe Dankbarkeit in meinem  Herzen spüren und mich an die Glücksmomente mit meinem freiheitsliebenden „Hippie-Hund“ erinnern.

Amigo wird sowieso immer einen Platz in meinem Herzen haben und durch das wundervolle, geniale  Buchprojekt hat er sich verewigt und wird noch so viele Herzen der großen und kleinen Kinder berühren, während er ganz stolz auf einer Wolke sitzt und oben aus dem Hundehimmel zu uns runter schaut.

So schmerzhaft die letzten gemeinsamen Wochen auch waren, aber wir waren uns auf einer besonderen Ebene sehr nah. Ich durfte in dieser bewegten Zeit sehr viel lernen. Es bleiben die Momente der wundervollen Erinnerung, auch wenn sie manchmal sehr weh tun.

Die Erinnerung bleibt

Wir haben hier im Umkreis so viele tolle Spaziergänge und sämtliche Waldbereiche, Felder und Wiesen gemeinsam erkundet. Gehe ich diese Wege jetzt alleine mit Benji, habe ich immer wieder habe ich meinen geliebten Amigo vor Augen, wie e r durch die Natur fliegt…. Traurigkeit und Glück erfüllen dann mein Herz.

 

Sabina Pilguj
sabiza@t-online.de

Im Sonnenjahr 2017 habe ich mich entschlossen mit einem Blog „Ibiza"- Ich bin ich - zentriert und achtsam“ online zu gehen. Ich schreibe über alltägliche Themen, über Hochsensibilität, mein Herzensanliegen "Hochsensible Kinder stärken", den Lifestyle-Hippie, Yoga und Kinderyoga sowie über unsere tierischen Freunde.

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